Auf nach Feuerland

Nun ging es für uns auf die Insel Feuerland. Je südlicher wir kamen, desto weniger besiedelt war die Umgebung. Feuerland ist nur über eine Wasserstraße erreichbar, weshalb Polly und wir es uns wieder auf eine Fähre gemütlich machen mussten. Bevor es soweit war, fanden wir noch einen recht angenehmen Schlafplatz. Den Abend ließen wir bei einem schmackhaften Grillerei ausklingen.

Am nächsten Tag ging es direkt morgens zum Schiff, die Überfahrt dauerte nur knapp 45 Minuten. Danach machten wir uns auf den Weg zur Pinguinschau. Davor legten wir die ersten Meter auf der bekannten Insel Feuerland zurück. Vom Festland ist die Insel durch die Megallanstraße getrennt, die wir schon im letzten Blogeintrag erwähnt habe. Neben der Wasserstraße hat auch die Insel ihren Namen von Fernando Magellan. Während er mit seiner Crew den zerklüfteten Weg durchschifften, sahen sie an Land immer wieder Lagerfeuer. Kontakt zu den damals dort lebenden Indianern gab es damals nicht. Aber das Inselgebiet erhielt seinen Namen: Feuerland. Für die Indianer muss der Anblick der spanischen Schiffe ziemlich mystisch gewirkt haben. Weder solche Schiffe noch solche Wesen haben sie jemals zuvor gesehen.

Zurück zu den Pinguinen: Wir erreichten diese am Nachmittag, die weltweit am nördlichsten lebenden Königspinguin-Kolonie. Hierbei handelt es sich um eine kleine Sensation, da sich die Kolonie erst vor ein paar Jahren hier angesiedelt hat. Aktuell leben knapp 150 Tiere dort. Normalerweise sind diese……Der Königspinguin ist nach dem Kaiserpinguin die zweitgrößte Pinguinart. Zwar ist die Kolonie gut abgezäunt, aber man hat doch einen tollen Blick auf die Tiere.

Eine Sache hatte ich, Thomas, noch im Hinterkopf: Da wir seit Wochen regelmäßig Guanakos gesehen haben, wollte ich diese unbedingt auch mal kulinarisch genießen 😉 . Witzigerweise haben wir auf den Weg zu den Pinguinen einen von wenigen Metzgern gefunden, der Guanako-Fleisch verkauft. Normalerweise sind die Tiere geschützt, aber auf Feuerland ist die Anzahl derart groß weshalb es eine Art Jagdsaison gibt. Leider gab es nur eine 3kg-Portion, was für mich alleine doch etwas viel war. Hanna brachte es nicht über’s Herz ein Stück zu probieren. Nachdem wir einen Schlafplatz gefunden haben, wurde das Abendmahl gegrillt. Ergebnis: Schmeckt gut, etwas nach Wildfleisch. Es hat sich gelohnt, aber auf Eigenregie müsste ich es nicht nochmal kochen. Im Nachhinein habe ich es abermals in Puerto Natales in einem guten Restaurant probiert. Hier schmeckte das Guanako noch besser!

Am nächsten Tag ging es für uns auch schon nach Ushuahia, der weltweit südlichst gelegenen Stadt der Welt und dem selbsternannten „Ende der Welt“! Für uns war das schon eine riesen Meilenstein. Nie im Leben hätten wir gedacht, dass wir mit Polly so weit in den Süden vorstoßen. Nun stehen wir vor dem „Stadttor“ und haben es tatsächlich geschafft. Darauf mussten wir erstmal anstoßen. Am nächsten Tag begaben wir uns fußwärts durch die Stadt. Der erste Eindruck: Eine nicht allzu hübsche Hafenstadt, die vom Tourismus und dem „Ende der Welt“-Mythos lebt. Der Hafen zeichnet sich durch die riesengroßen Schiffe aus, die von überall her kommen. Hier kann man übrigens auch Touren zu Antarktis durchführen. Hätten wir gerne gemacht, aber 6.000 bis 7.000 Euro pro Person für 14 Tage waren uns dann doch zu viel 😉 .

Stattdessen machten wir uns auf dem Weg zu einem kleinen Gletscher. Der Wanderweg führt auch über eine Skipiste, die im Winter gut besucht ist. Im Hinterkopf hatte ich noch den Hinweis von Rene und Kathi, dass Puerto Williams und das dortige Wandergebiet sehr schön sein soll. Hanna wollte die Zeit in Ushuahia genießen und der Kostenpunkt von 200 Euro für die Überfahrt nach Puerto Williams war doch sehr viel.

So trennten sich für 4 Tage unsere Wege, was auf einer so langen Reise (auf der man 24 Stunden und 7 Tage die Woche zusammenlebt) nicht unbedingt schadet 😉 . Nach dem Aufenthalt auf einem Boot von ca. 45 Minuten habe ich Chile wieder erreicht, was doch irgendwie unser „Heimatland“ geworden ist. Puerto Williams liegt übrigens südlicher als Ushuaia, aber das Städtchen ist doch sehr verschlafen und vom „Ende der Welt“ spricht hier keiner, obwohl man am Ende der Insel wirklich am Ende angelangt ist. Man sieht in Ushuaia, was man mit gutem Marketing so bewegen kann. 😉 Neues Land heißt mal wieder Grenzkontrolle, was bei einem einzige Ort schon sehr skurril ist.

Nach einer Busfahrt vom „Grenzhaus“ erreichte ich Puerto Williams und musste mich für die 3-tägige Wanderung eindecken. Ich wollte die Tour von Rene und Kathi wiederholen, da diese doch sehr davon geschwärmt haben. Eine andere Rundtour auf der Insel ist bekannter und dauert 5 Tage, was mich aber wenig gereizt hat und auch zeitlich nicht möglich gewesen wäre. Vielmehr war das Ziel der Lago Windhond, bei der man in der Nähe im „Refugio Charles“ (Schutzhütte) übernachten kannte. Bei gutem Wetter konnte man von da nochmal ein Tour zur Küste durchführen, bei der man einen guten Blick auf das Kap Horn haben sollte. Meine einzigen Bedenken galten dem Wetter: Am letzten Tag musste ich eine 30km-Wandertour über einen inoffiziellen Weg zurückqueren, die Wettervorhersage für diesen Tag war leider grausam. (Schneefall, Starkregen und Wind) Nichtsdestotrotz habe ich mich frohen Mutes in die Tour gestürzt.

Der 1. Tag verlief nach Plan und das Wetter war in Ordnung. Dort konnte ich mich nach einem Gipfel mit Blick auf Ushuaia und Feuerland mit dem Zelt, dass uns Femke und Kyle vermacht haben, niederlassen und den traumhaften Blick auf den dortigen See genießen. Die Markierungen sind auf dieser Tour nicht wirklich gut, weshalb ich mich direkt am Anfang des 2. Tages verlaufen habe. Das hatte aber auch was positives: Nachdem ich eine halbe Stunde verloren hatte habe ich einen Engländer namens Tom getroffen, der ebenfalls zum Lago Windhond wollte. Der Grotßteil der Wanderer ging die 5-Tages Tour, weshalb das doch ein großer Zufall war. Wir waren beide froh, dass wir die Tour zum Refugio Charles gemeinsam durchführen konnten.

Nach einer recht anstrengenden Tour erreichten wir bei Regen die Schützhütte. Dort trafen wir Felipe, einen Chilenen an. Wir genossen den Abend bei Feuer, Tee und einer warmen Mahlzeit. Für einem kurzen Abstecher ging es auch zum Lago Windhond, die Tour zur Küste mit Blick auf Kap Horn (hin und zurück knapp 8 Stunden) war aber aufgrund der späten Uhrzeit nicht mehr möglich. Mit Gedanken waren ich bereits bei der Abschlußwanderung über 30 km und 600 Höhenmeter am nächsten Tag. Ich musste los, da ich die Fähre am übernächsten Tag nach Ushuaia erreichen musste. Hanna wartete und eine Kommunikation (eventuell Verschiebung der Tour wegen des Wetters) war ohne Internet nicht möglich. Meine Nacht war wegen dem wirklich starken Regen recht unruhig. Unruhig war ich natürlich auch, weil ich am nächsten Tag los musste. Ursprünglich wollte Felipe mit mir losziehen, aber das Wetter war morgens derart schlecht, dass er doch liebe die Hütte bevorzugt. Im Nachhinein eine sehr kluge Entscheidung 🙂 . Von Rene und Kathi habe ich gehört, dass der Weg etwas anspruchsvoll ist. Nicht wegen den Höhenmetern, sondern eher wegen der Distanz und dem Wanderweg, der eigentlich keiner war. Die Markierungen waren nur kleine Fähnchen an Büschen und die Bäume versperrten den, nennen wir es „Weg“.

Die Bieber haben ganze Arbeit geleistet und man musste sehr häufig über Bäume klettern. Alles schön und gut, aber das Wetter war der größte Knackpunkt. Nach 3-4 Stunden war ich völlig durchnässt, was aber noch das geringste Übel war. Ich musste ein paar Meter höher und dort erwartete mich ein Schneesturm, eisig kalter Wind und völlige Orientierungslosigkeit. Die Fähnchen zur Orientierung waren durch den Schnee nicht mehr erkennbar, weshalb ich mich mit meinem Handy navigieren musste. Bei Schnee, Regen und Nässe war das auch irgendwann nicht mehr möglich. Hier verzichte ich auf die detaillierte Beschreibung, Stichworte lassen euch das Dilemma erahnen: Gefährliche Klippen, extrem rutschig, 2-Stunden Wegsuche, Kälte, mögliche Dunkelheit und kein Zurück. Der Höhepunkt: Ich musste einen Fluss mit einer Breite von 5-6 Meter durchqueren. Das Wasser ging mir bis zum Bauchnabel und die Strömung war durch das Wetter doch recht ordentlich. Das Ende vom Lied: Ich erreichte Puerto Williams nach 13 Stunden Fußmarsch, nach einigen Kämpfen mit mir selbst und, ihr könnt es erahnen, gut erschöpft. Nachdem mich am letzten Kilometer ein freundlicher Chilene mit seinem Auto „aufgegabelt“ hat, habe ich das Leben mit ein paar alkoholischen Getränken und einer guten Pizza gefeiert! 🙂 Danach habe ich mir das erste Mal auf unserer Reise ein Hotel gegönnt. Die beiden Franzosen, die ich in der Pizzeria kennengelernt habe, haben mich dorthin vermittelt. Es hat sich wirklich gelohnt! Am nächsten Tag ging es mit der Fähre nach Ushuaia zurück, wo mich Hanna erwartete und ich ihr von meiner Wanderung am „Ende der Welt“, was auch fast meins geworden wäre (ich übertreibe!), erzählte. Rene und Kathi bin ich für diesen Tipp, trotz der Strapazen, ewig dankbar. Es war die Wanderung meines Lebens! Danke an euch Beide! 😉

Hanna verbrachte die Zwischenzeit im Nationalpark Tierra del Fuego. Dieser war leider deutlich überlaufener als die Isla Navarino, wo Thomas grade war. Busseweise wurden die Chinesen angefahren, um die letzte Straße am „Ende der Welt“ zu sehen. Hanna machte sich während der Tage auf zwei Wanderungen. Die eine führte an den südmöglichsten Punkt in Ushuaia, mit anschließendem Blick auf Cap Horn (behauptet Hanna zumindest). Und die andere ging auf den Cerro Guanaco. Diese hatte es aber in sich, da es 3 h lang senkrecht (ohne Übertreibung) bergauf ging. Doch der anschließende Blick entlohnte für alle zuvor erklommenen Höhenmeter. Die Inseln und der ewige Atlantik lagen Hanna zu Füßen. Dort konnte sie auch das schlechte Wetter über der Isla Navarino wunderbar beobachten und sich ungefähr vorstellen, wie ungemütlich die Wanderung bei Thomas sein würde. Der Nationalpark war ansonsten wirklich einen Besuch wert. Im Vergleich zu den Chilenischen NP konnte man in diesen sogar kostenlos auf den schönsten Camps übernachten. Den Regentag verbrachte Hanna dann in Ushuaia, denn der Niederschlag war so stark, dass selbst Polly streikte und der Regen gewann. So war auch sie froh, als die Sonne am nächsten Tag wieder raus kam und Thomas erschöpft aber voller Geschichten von der Fähre stolperte.

Schreibe einen Kommentar