Transformation Medellín – von der düsteren Vergangenheit zur blühenden Stadt

Unser nächstes Ziel versprach viel. Bisher hatten wir nicht nur Kolumbianer oft über die Stadt des ewigen Frühlings schwärmen hören, denn auch in den Medien ist sie aufgrund von ihrer Wandlung ein großes Thema und wurde 2012 sogar zur innovativsten Stadt der Welt ernannt. Genau, wir machten uns auf in die 2,5 Mio Einwohner Metropole – Medellín. Medellín ist sicher vielen von euch ein Begriff aus den 70er-90er Jahren. Viele werden sich zudem nur an düstere Bilder, Drogenkartelle, Waffen und Gewalt erinnern. Für uns als Kinder der 80er haben wir jedoch keine besonderen Erinnerungen an diese Stadt, erst durch den Besuch lernten wir viel über die Geschichte Medellín, sahen die Wandlung und waren am Ende begeistert 🙂 . Jetzt aber der Reihenfolge nach. Beginnen wir bei der dunklen Vergangenheit.

Das Drogenkartell von Pablo Escobar und der kolumbianische Bürgerkrieg haben Medellín eine überaus blutige Vergangenheit beschert. Escobar, dessen Drogenkartell grosse Teile des weltweiten Kokainhandels kontrollierte, führte Krieg gegen den kolumbianischen Staat. Seine Leute beherrschten ganze Stadtteile und verfügten über breite politische Macht. Weite Teile der Gesellschaft waren vom Kartell durchdrungen, und auch der Justiz- und Sicherheitsapparat war systematisch korrupt. Hunderte von Polizisten, Richtern, Staatsanwälten und Politikern wurden umgebracht. Terroranschläge, Entführungen und Folterungen gehörten zum Alltag. Medellín war innerhalb weniger Jahre zu einem Schlachtfeld mutiert.
Heute hat die Stadt aber nicht nur ihre Mordrate drastisch reduziert, sie gilt auch als Vorzeigemodell städtischer Entwicklung. Wir merkten schnell, wie gezeichnet die Stadt durch ihre Vergangenheit ist. Doch bewunderten gleichzeitig die Transformation die sie vollzogen hat. Kolumbianer sehen, wie schon im vorherigen Beitrag geschrieben, vieles positiv. So auch die Entwicklung und was aus der Stadt geworden ist. Sie schauen selten zurück und sind froh dass heute mehrere Millionen Menschen Kolumbien und auch Medellín als einstige gefährlichste Stadt der Welt besuchen.

Zur Innovation Medellín gehört definitiv die Metro und die daran angeschlossenen Seilbahnen. Diese verbinden die Stadt mit den umliegenden Stadtvierteln und bieten Blick auf das Aburrá-Tal so wie die Stadt selber. Man kann mit der Metro einmal die komplette Stadt durchqueren und das für ganze 0,70€ pro Fahrt 😉 .
Wir besuchten während unseres Aufenthaltes unter anderem den botanischen Garten, der eine Ruheoase mitten im Großstadttreiben bietet.

Außerdem ging es auf diverse Stadttouren. Eine führte uns durchs Zentrum. Dieses ist wenig anschaulich, doch die Fakten, die hinter einzelnen Orten stecken, sind beachtlich. Unser Guide konnte mehr als eine schauerliche Geschichte zu jedem Platz erzählen. So bekamen wir einen genauen Einblick, wie es damals hier gewesen sein musste. Über Escobar sprechen die Einheimischen übrigens nur mit „du weißt schon wer“. Zu tief sitzt der Schmerz und die Angst anderen auf die Füße zu treten oder zu beleidigen.

Die andere Stadttour ging für uns in die Comuna 13. Vor wenigen Jahren noch war es noch lebensgefährlich hier. Zeitgleich mit dem Terrorregime von Drogenkönig Escobar tobte in Medellín – wie in ganz Kolumbien – ein Bürgerkrieg zwischen Sicherheitskräften, rechten Paramilitärs und der linken Farc-Guerilla. Kein Bezirk der Stadt wurde derart von dem Konflikt heimgesucht wie die Comuna 13. Über Jahre hinweg war sie Kriegsgebiet. Eines der wohl symbolträchtigsten Projekte entstand jedoch in der Comuna 13: eine 160 Meter lange, überdachte Rolltreppe. Sie ersetzt insgesamt 350 steile Stufen. Die Rolltreppe hat 12 000 Anwohnern den Zugang zu ihrem Daheim vereinfacht und ihre Sicherheit verbessert. Sie profitieren heute vom regen Geschäftsleben, das sich rund um die Rolltreppe mit Läden und Essbuden, aufgrund des wachsendem Tourismus, entwickelt hat.

Eine letzte Stadttour, die wir selber unternahmen, ging für uns zum Haus in dem Escobar erschossen wurde sowie zu seinem Grab. Wir waren einfach gespannt, wie eine Stadt mit einem solchen Schicksal umging. Das Todeshaus, in einem sicheren und schönen Stadtteil gelegen, ist heute von einer Sprachschule besetzt. Wenig oder eher nichts erinnert mehr an die dunkle Zeit. Das Grab hingegen ist immer noch mit frischen Blumen belegt. Viele Touristen kommen hier her, machen Fotos und posen auf dem Grab – nach unserem Gefühl etwas geschmacklos. Dennoch muss man auch sagen, dass es Medellín darauf auslegt, Attraktionen für Touristen zu schaffen um eben Besucher anzulocken. Das kann man nun Sehen und Deuten wie man möchte 😉 .
Ansonsten genossen wir in unserem Stadtteil, El Poblado, das gleichzeitig auch der touristischste und reichste Stadtteil der Stadt ist, das Nachtleben. Zusammen mit Maxime und Mathilde verbrachten wir mehr als nur einen netten Abend in den Restaurants und Bars.

An unserem letzten Tag besuchten wir den „Piedra del Peñol“. Dies ist ein 200 m hoher Fels, der aus einem Seengebiet herausragt. Über 600 Stufen mussten überwunden werden, um den grandiosen Blick über die weiten Landschaften geniessen zu können. Für uns war es ein gelungener Abschluss eines tollen Aufenthaltes in der wohl eindrucksvollsten Stadt Südamerikas.

 

Schreibe einen Kommentar