So verließen wir also an diesem sonnigen Freitag Santiago de Chile und zogen weiter Richtung Süden, nicht mehr zu zweit sondern zu dritt. Nachdem alles besorgt wurde, um uns und auch Polly die nächsten Tage und Wochen glücklich zu stimmen, ging es in den Park „Cajon de maipo“, circa 2 h südöstlich von Santiago. Und schon bei diesem Trip stellten wir fest, was uns straßenmässig die nächsten Wochen erwarten würde. Der Asphalt hört quasi immer hinter der letzten Stadt und vor der großen Einsamkeit auf. Die Straßen sind mit riesen Schlaglöchern, ungewollte Furten oder Geröll bestückt. Aber kein Problem für Polly. Sie fährt hier als wäre sie ihr ganzes Leben eben genau diese Straßen gefahren. Wer allerdings sein Auto liebt, so wie wir in Europa, sollte von den Wegen hier großen Abstand nehmen 😉 .
Unser erstes Ziel beinhaltete schon alles auf was wir uns in Patagonien freuten: Schneebedeckte Berge, riesige Weiten, heiße Quellen und die große Einsamkeit ?. Übrigens: Kaum zu glauben, wir genießen die Tage ohne Internet und Handy sehr. Nur zu empfehlen ;)! Zurück zur Geschichte…Der Parkwächter am Eingang unseres Ziel’s hüpfte fröhlich aus seinem Häuschen neben der Schranke, nahm ein kleines Eintrittsgeld, machte ein Foto von uns und verschwand Freude strahlend in seiner Hütte. Auf Hannas Frage hin, wo er denn wohnt, weil wir hier schon ab vom Schuss waren, sagte er grinsend: Hier! Alleine? Ja! Besser geht’s doch nicht, so kam es gefühlt rüber. Im Moment sind noch fast keine anderen Reisenden anzutreffen, da wir immer noch in der Nebensaison sind. Der Sommer und somit die Hochsaison startet erst im Dezember. Das kann man wirklich positiv werten. Zwar haben wir festgestellt, dass die Nebensaison auch noch viel Regen mit sich bringt und wir so gezwungen waren den einen oder anderen Tag im Auto zu verbringen. Allerdings heißt Nebensaison besonders in Patagonien auch wesentlich weniger Touristen, und darüber sind wir froh. Das Motto „Je weniger Menschen, desto besser!“ gilt. Horrorszenario für uns: An einem Parkeingang, an einem Samstag, konnten wir uns ein Bild davon machen, wie die Hochsaison hier aussehen wird. Menschenschlangen und überfüllte Wanderwege, auf den Campingplätzen und in den Städten, die zum Teil ein zehnfaches an Einwohner im Dezember bis März haben. Wäre so als hätte Sankt Johann in TIrol im Winter knapp 100.000 Einwohner. Aber wie gesagt, gut das noch Nebensaison ist 😉 .
Nach einem ausgedehnten morgen im Nationalpark „Cajon del maipo“, an dem wir uns in aller Ruhe in die heißen Quellen setzten, die 10 Grad Außentemperatur und den Blick auf die Berge genossen, räumten und sortierten wir Polly ordentlich ein, sodass der Weiterfahrt nach der kleinen Probefahrt nichts mehr im Weg stand.
Unser nächstes Ziel hieß “Viña Santa Rita“. Ein empfohlenes Weingut ca. 2 Stunden südlich von Santiago. Trotz der vermeintlich kurzen Distanzen braucht man aufgrund der Bedingungen doch meistens den halben Tag um sein Ziel zu erreichen. Das Weingut hatte leider schon geschlossen, so dass eine Führung inklusive Verköstigung leider ausfiel. Stattdessen fanden wir nach etwas längerer Suche eine super Stelle für unser Picknick und die Übernachtung.
Die Schlafplatzsuche gestaltet sich generell einfach. Entweder schlafen wir in einem Nationalpark wo es ca. 3,50€/P Eintritt kostet und 7€ Camping Gebühr zu zahlen sind. Wir bekommen sogar den chilenischen Eintrittspreis da wir eine sogenannte „RUT Nummer“ für den Autokauf benötigten. So gesehen können wir einen Wohnsitz in Chile + chilenischem Kennzeichen vorweisen, was den Parkwächtern reicht um als Chilenen durchzugehen und den Preis für Einheimische zu erhalten. Außerhalb der Nationalparks benutzen wir für die Schlafplatzsuche die App „iOverlander“, in der andere Van-Reisende Orte markiert haben, wo übernachtet werden kann. In der App werden unter anderem auch die Straßenverhältnisse beschrieben. Ihr fragt euch sicher auch wie wir unsere Duschen erhalten? Richtig, die App unterstützt uns. Dort werden Tankstellen genannt, die eine Dusche kostenlos oder gegen Gebühr anbieten. Eine dritte Variante, sich einen Platz für die Nacht zu beschaffen, ist selber zu suchen und das machten wir an unserem zweiten Tag auf Rädern. Ganz so einfach gestaltet sich das aber nicht, da hier die Grundstücke alle eingezäunt sind und selbst Feldwege keine Buchten haben, um dort zu schlafen. So landeten wir schlussendlich am Ende eines Feldweges, wo nur noch Zugang zu einem Kuhstall war. Wie sich heraus stellte war das jedoch der Zugang zu einer riesigen Ranch. Nach und nach kamen Männer mit ihrem Pferd, um nach getaner Arbeit in selegiere Ruhe nach Hause zu reiten. Es waren am Ende sicher 30 Cowboys. Es störte niemanden, dass wir dort standen, kochten und einen Wein tranken. Es schien kein Privatbesitz zu sein uns so wünschten uns alle nur einen guten Appetit und Prost. Herzliche Chilenen 🙂
Nach dieser ruhigen Nacht bei den Gauchos Chiles führte uns unser Weg am nächsten Tag nach Rancagua. Wir fanden eine Bergstraße mit haufenweise Haltebuchten und wunderschönen Blicken ins Tal. Wir beschlossen also kurzer Hand den Tag dort zu verbringen, den Blick zu genießen und mal ein wenig zu ruhen. Am Abend kochten wir, was mit dem im Auto enthaltenen Equipment super funktioniert. Wir haben einen Gasherd mit einer Flamme und den Campingkocher von Thomas, so dass sogar kleinere Menüs möglich sind. Wir haben dafür sogar unser eigenes Kochbuch geschrieben. Mahlzeiten daraus: Linseneintopf oder Kartoffelgulasch….klassische Hausmannskost also. Generell fehlt es uns im Punkto essen an nichts. Wir haben uns für 2 Wochen an Reserven eingedeckt, so dass jeden Abend eine andere Leckerei auf unserem Teller landet und dazu ein guter chilenischer Wein.
So lässt es sich aushalten! Da wir an einer Bergstraße standen und Hanna sich mitten in der Nacht Sorgen machte, dass das Auto, aufgrund des Regens, runter rollen könnte, beschlossen wir eine Bucht zu suchen, die etwas ebener war. Das war am Ende unser Glück, denn eine Stunde später wurden wir von Sirenengeheule auf dem neuen Parkplatz geweckt. Die Polizei klopfte ans Fenster. Nachdem wir die Tür geöffnet hatten und er sah, wie verschlafen wir waren, wurde er milde und lächelte leicht. Er fragte seid wann wir hier denn wären? Hanna meinte seid wenigen Stunden und auf die Nachfrage hin ob jemand gesucht wird, sagte er nur, dass sie nicht wollen, dass man hier tagelang seine campt. Keine Strafe für uns, nur ein „Gute Nacht“ vom Polizisten! So legten wir uns nach der Aufregung wieder zur Ruhe. Generell war das bisher der einzige nächtliche Zwischenfall. Die Menschen haben meistens nichts dagegen wenn man irgendwo einfach im Van schläft, so lang es kein Privatbesitz ist. Und die Polizei stört es sonst auch nicht, obwohl die wirklich regelmäßig und scheinbar aus Langeweile den ganzen Tag durch die Ortschaften crousen.
Unsere ersten großen Wanderungen warten auf uns und der nächste Artikel dazu folgt in Kürze.