Puerto Natales, gleich am Meer beziehungsweise an den Fjorden von Chile gelegen, gefiel uns auf den ersten Moment hin. Es hatte Hafenflair und war touristisch, jedoch nicht überlaufen und total nett strukturiert. Wir genossen also den Nachmittag in der Stadt, gingen Pizza essen und erkundeten uns über alles was es in und rund um der Stadt zu sehen gab. Zudem beschlossen wir, die Fähre von hier nach Puerto Montt zurück zu nehmen. Das Büro für den Ticketkauf hatte schon geschlossen und so entschieden wir uns die 2 kommenden Tage in der netten Stadt zu bleiben, um am Montag die Fahrt zu buchen. Für die Übernachtung fanden wir eine super Stelle außerhalb der Stadt. Diese hatte Blick auf den Torres del Paine und war von der Sicht her die Schönste, die wir je hatten.
Am nächsten Morgen gingen wir die nahe gelegenen Höhlen besuchen, die vor ewiger Zeit mal ein Mylodón, ein Riesenfaultier, bewohnt hatte. Die Höhle war 200 m lang und die Überreste des Riesenfaultiers wurde 1895 von einem deutschen Abenteurer entdeckt. Anschließend fuhren wir in ein nahe gelegenes Hotel, dass ein super gemütliches Restaurant beinhaltete, wo man sich stundenlang in den alten Sesseln aufhalten und äußerst gut relaxen konnte. Solche Tage sind nach den ganzen Erlebnissen wirklich gut. Abends ging es wieder zum Schlafplatz und wir genossen den traumhaften Blick erneut.
Am Montag versuchten wir nur schnell unser Ticket für die Fähre zu kaufen, doch das Wort schnell gibt es in Chile selten. Die Frau am Schalter erklärte uns alles ganz höflich. Als wir uns dann für eine Fähre entschieden hatten, sollte sie diese eigentlich nur „kurz“ für uns buchen. Doch das System war extrem langsam oder möglicherweise der Mensch dahinter 🙂 . Jedenfalls saßen wir am Ende eine Stunde in ihrem Büro, für ganze 2 Tickets. Glücklicherweise bekamen wir aber was wir wollten. So freuten wir uns auf die 3 Nächte und 4 Tage Schiffsfahrt ohne Internet oder jegliche mediale Ablenkung. Wunderschöne Tage, um die letzten Monate review passieren zu lassen und einfach die traumhafte Landschaft an einem vorbei ziehen zu lassen, mit all den Erlebnissen und Begegnungen. Wir freuten uns schon richtig darauf!
Für uns ging es anschließend Richtung Feuerland und ans Ende der Welt. Wir beeilten uns um ins 250 km entfernte Punta Arenas zu kommen, denn dort warteten Femke und Kyle sowie Rene und Kathi, die wir schon vor 2 Monaten im Pumalin Park und vor 5 Monaten in Santiago getroffen hatten. Es stand also wieder eine Réunion an 🙂 . Wie wunderschön immer wieder alte Bekannte auf dem Weg zu treffen. Wir verabredeten uns auf einem Schlafplatz vor der Stadt. Die Wiedersehensfreude war groß und es gab unglaublich viele Geschichten von den letzten Wochen zu erzählen.
Rene und Kathi hatten sich nämlich nun bald 3 Wochen auf Feuerland aufgehalten und waren begeistert. Sie erzählten von einer 5-Tages-Wanderung zum südmöglichsten Punkt der Welt, an den man ohne Schiff kommen kann. Sie nahmen dafür ein Boot von Ushuaia auf die chilenische Isla Navarino. Dort ist die Stadt Puerto Williams anzutreffen. Gerne wird von den Argentiniern verschwiegen, dass Ushuaia gar nicht die südlichste Stadt der Welt ist. Aber vielleicht wird die Kleinstadt Puerto Williams gar nicht als Stadt angesehen. Wie auch immer, die zwei durchquerten einmal die Insel und hatten dann freie Sicht auf Cap Horn und den endlosen Ozean. Die Begeisterung war so groß, dass Thomas beschloss diese Wanderung auch durchzuführen, aber dazu ein anderes Mal mehr 😉 . Wir hatten dementsprechend genug Geschichten, um den Abend zu füllen und genossen wieder einmal einen Abend mit denn uns echt lieb gewonnenen Menschen. Mit beiden Pärchen werden wir mit Sicherheit auch nach unserer Reise verbunden sein! Femke und Kyle flogen am nächsten Tag nach Hause, Kathi und Rene verabschiedeten sich schweren Herzens vom Süden des Kontinents und machten sich auf zum Torres del Paine. Wir wiederum erkundeten Punta Arenas, ehe es auch für uns ans Ende der Welt ging.
Punta Arenas als Stadt war uns irgendwie zu überlaufen und zu unübersichtlich, nachdem uns Puerto Natales so gut gefallen hatte. Wir fanden trotzdem ein nettes Café und schlenderten ein wenig durch die Stadt. Zudem forschten wir einen Gemüsebauern aus, der frisches Gemüse anbot. Da wir gerade in der Nebensaison waren, bekamen wir viele Kräuter: Salat, Mangold, Kartoffeln, Erbsen und Möhren waren dabei. Es war am Ende eine bunte Auslese und mal eine richtig gute Abwechslung zu dem uns bekannten Supermarkt-Grünzeug.
Am Abend gingen wir noch den Friedhof besuchen. Klingt makaber, war aber doch sehr schön. Denn der Friedhof wird von üppigen Mausoleen aus Marmor beschmückt. In diesen liegen die wohlhabendsten Bewohner Patagoniens begraben. Doch auch die einfachere Bevölkerung bekam aufwendig gestaltete Gräber. Geschmückt sind alle Gräber zudem mit Plastikblumen, was bei uns zu Hause wohl kaum vorkommt. Besonders auffallend war, dass die Namen ganz unterschiedlicher Herkunft waren. Man kann die Namen aller Kolonisten ablesen, wie z.Bsp. Deutsche, Engländer und Kroaten. Dieser Friedhof war wirklich sehenswert und der Besuch hat sich gelohnt. Die Nacht verbrachten wir nochmal nahe Punta Arenas, ehe wir am nächsten Vormittag noch eine Rekonstruktion der Schiffe Victoria und Beagle besuchten.
1520 fuhr nämlich ein gewisser Ferdinand Magellan mit seiner Schiffsflotte, unter anderem dem Boot Victoria, die Atlantikküste Südamerikas entlang. Zwei seiner Schiffe trieb es bei einem ungeheuren Sturm in eine Bucht. Und diese führte überraschender Weise als Seeweg bis hinüber zum Pazifik. So trägt diese Durchfahrt zwischen dem südamerikanischen Festland und Feuerland heute seinen Namen: die Magellanstraße. Nach dem Museumsbesuch hieß es dann für uns auch: auf ans Ende der Welt, auf nach Feuerland 😉 .