Nach den Erlebnissen des letzten Tages freuten wir uns auf Coyhaique. Dieses ist die größte Stadt Patagoniens. Und auch sie hatte einen Nationalpark. Also machten wir uns auf die nächste Wanderung auf die Bergespitze des 1336m hohen Berges. Der Ausblick war wunderbar. Wir waren von der sich so schnell wandelnden Landschaft fasziniert. Grade waren wir noch im Grünen auf Schneebedeckten Gebirgspässen unterwegs und 100 km südlich wanderten wir nun auf die sandige Spitze des Cinchao. Diese sich ändernde Landschaft macht eben auch die Faszination Patagoniens aus. Nach der Wanderung erledigten wir noch schnell alles Nötige (Einkaufen, Tanken) bis wir uns in die weiteren Weiten Patagoniens wieder verabschiedeten. Für uns ging es Richtung Cerro Castillo, einem weiteren Wanderparadies. Abends schliefen wir an einem Fluss und kreierten ein Lagerfeuer, um uns „Ofenkartoffeln“ zuzubereiten. Mal eine echte Abwechslung in unserem ansonsten sich langsam einspielenden Essensplan.
Die Fahrt nach Cerro Castillo am nächsten Morgen war ruhig. Die Straße war asphaltiert und so kamen wir gut voran. In der Touristeninformation erkundigten wir uns dann nach der bekanntesten Wanderung im Ort. Diese führt hoch zum Cerro Castillo und bietet einen ähnlichen Blick wie wir den am bekannten Fitz Roy in El Chaltén zu erwarten haben. Unsere Beine waren vom Vortag schwer, aber da für die nächsten Tage nur Regen angesagt war, machten wir uns auf den Weg. Die Wanderung führte wieder 1000 Höhenmeter hoch. Am Ende wurden wir aber mit einem absolut faszinierenden Blick belohnt. Der Gletschersee, der sich vor dem Gipfel auftat, hatte eine blaue Farbe, wie wir sie beide noch nie in der Natur gesehen hatten. So picknickten wir oben und konnten unseren Blick nicht von den Gipfeln lassen. Abends fanden wir einen tollen Übernachtungsplatz auf einem Feld mitten zwischen den Bergen. So konnten wir dann den tollen Tag bei Wein und leckerem Essen ausklingen lassen.
Nun müssen wir an der Stelle nochmal eine kleine Anmerkung einschieben. Auf dem Hauptplatz am Cerro Castillo trafen wir 2 Franzosen, die mit einem T2 Combi auf der Careterra Austral unterwegs waren. Die zwei hatten wir schon vor 1 Woche am Park Pumalin getroffen, uns aber nicht weiter mit Ihnen unterhalten. Jetzt trafen wir sie eben zufällig dort im Dorf und tauschten uns über Straßenverhältnisse, Wanderungen und Schlafplätze aus, das worüber man sich eben mit anderen Reisenden unterhält. Die zwei müsst Ihr euch auf jedenfalls schonmal merken, denn die werden uns noch lange begleiten und uns noch einige richtig schöne Erlebnisse und Momente bescheren.
Wir machten uns, genauso wie die zwei Franzosen, dann also auf den Weg nach Puerto Rio Tranquillo. Wir hörten über die Straße nichts Gutes, eigentlich wurde sie uns, von unterwegs getroffenen Reisenden, als die grausamste beschrieben. Aber nach unseren letzten Erlebnissen konnte uns nicht mehr viel überraschen. Die Straße war wirklich nicht gut, aber am Ende genauso machbar, wie die ganzen anderen Huckelpisten. Nach 2 Tagen Fahrt kamen wir dann im kleinen aber touristisch schon etwas überlaufenen Puerto Rio Tranquillo an. Das Dorf war für seine Marmorhöhlen bekannt. Wir buchten also gleich für den nächsten Tag eine Bootstour dorthin. Wir schliefen in der Stadt und Abends fiel uns bei Polly auf, dass der Motor stark vibrierte. Gut, wir waren mitten im Nirgendwo, also beschlossen wir die Sorgen auf morgen zu schieben und uns auf die Tour zu freuen.
Die Bootstour dauerte nur 2 Stunden und am Ende hatten wir uns beide etwas anderes darunter vorgestellt. Wir fuhren zu den Marmorhöhlen und auch dort hinein, die Bilder sahen aber alle eindrucksvoller aus, die wir vorher gesehen hatten, als es am Ende tatsächlich war. Trotzdem war die Rückfahrt ein Abendteuer und machte die ganze Exkursion doch noch zu einem riesigen Spass. Die Wellen auf dem Lago General Carrera waren nämlich so gigantisch, dass unser kleines Boot ordentlich durchgeschüttelt wurde. Wir fuhren quasi die Wellen so wie beim Rafting in Futaleufú. Nur das wir diesmal einfach nur zuschauen konnten. Es war also insgesamt eine wilde und muntere Fahrt.
Nachmittags schauten wir dann beim einzigen Mechaniker in Puerto Rio Tranquillo vorbei, den wir auftreiben konnten. Es war diesmal Victor. Victor war gemütlich. Zu viel Arbeit war nicht gut und er war generell auch nicht besonders motiviert. Aber er hatte Lust sich unser Auto anzuschauen. Wir erklärten Ihm unser Problem, dass wir eben starke Vibrationen am Motor spürten und nicht wissen, ob vielleicht irgendwelche Filter verstopft sind. Das war jedenfalls das, was wir zunächst glaubten. Victor klopfte also den Luftfilter aus und grinste: Un poco de tierra. Ein bisschen Erde. Okay, aber das war nicht die Lösung des Problems. Er sagte, eigentlich kann er nichts machen. Er kennt sich nicht mit dem Auto aus, vielleicht auch generell nicht mit vielen Problemen, die Autos haben können. Und so riet er uns nach Coyhaique zurück zu fahren. Die hätten die berüchtigten Scannergeräte, um den Problemen am Motor auf den Grund zu gehen. Wir dachten uns, dass wir sicher nicht die Piste wieder hoch fuhren, in die 250 km entfernte Stadt. Auf die Frage hin, ob in Cochrane, der 200 km südlich gelegenen etwas größeren Stadt es einen Mechaniker gibt der uns helfen kann, sagte Victor nur, dass es eher unwahrscheinlich bis unmöglich ist. Okay, damit war uns zwar überhaupt nicht geholfen, aber wir dankten Victor für seine Zeit sich Polly anzuschauen und verließen die „Werkstatt“ unverrichteter Dinge. Wir beschlossen anschliessend aber für uns, die Fahrt nach Süden fortzusetzen und hofften auf etwas mehr Glück in Cochrane. Polly zickt einfach hin und wieder herum, was in diesem Alter wohl normal ist. 🙂