Eine Straßenblockade auf der einzigen Straße nach Süden

Es ging über einen Gebirgspass mit traumhafter Sicht auf die umliegenden Berge weiter in Richtung des 200 km entfernten Manihuales. Wir fanden für Abends einen netten Schlafplatz am Fluss kurz vor Manihuales und bekamen sogar Gesellschaft von einer Tschechin und zwei Uruguayanern. Alle drei hatten eine spannende Geschichte zu erzählen. In der 20 km entfernten Stadt Manihuales gab es einen Streik. Eine Brücke, als der eigentlich einzige Weg in den Süden, war gesperrt, Reifen wurden verbrannt und Tränengas benutzt. Die ganze Szene wurde uns dargestellt wie eine im Krieg. Die Polizei hatte, wie so oft in Südamerika, keine Macht und ließ die Demonstranten dementsprechend freien Lauf. Auch Berichte über Schüsse und Leichenwagen ließen die ganze Situation noch etwas dramatischer erscheinen. Grund des Streikes war das Nicht-bezahlen der Gehälter für die Arbeit in den nahe gelegenen Mienen. Die Firma, die dahinter steckt kommt aus Australien. So ist dementsprechend eine Verhandlung schwierig. An ein Durchkommen über die Brücke war also nicht zu denken. Die Uruguayaner erzählten, dass sie einen 100 km weiten Umweg gefahren seien, der aber weder zu empfehlen noch sicher war, da Leitplanken fehlten, die Schlucht tief und die Schlaglöcher riesig waren. Wir waren uns nach der Geschichte also sicher, dass wir die Straße nicht fahren wollen, falls der Streik immer noch da sein sollte am nächsten Tag. Trotz dieser Geschichte hatten wir aber noch einen super Abend und nette Gespräche und gegen 10 Uhr Abends fuhren die Autos auf der Straße auch wieder wie gewohnt.

So starteten wir am nächsten morgen mit dem sicheren Gefühl, dass die Brücke wieder passierbar sei. Auf dem Weg nahmen wir noch zwei Einheimische mit, die zum einkaufen in die Stadt wollten und auch die meinten, dass die Straße am Vormittag noch offen sein soll und erst am Nachmittag weiter gestreikt werden sollte. Als wir ankamen, bot sich uns aber ein ganz anderes Bild. Die Streikenden waren gut dabei, die Reifen brannten und die Polizei sagte nur: wer weiß wie lange die Blockade noch geht, wir können da nichts tun. Super Aussage! Wir warteten also vor der Brücke auf eine eventuelle Änderung der Situation. Dort trafen wir zwei Schweizer, die am Abend zuvor schon am Ort des Geschehens waren. Als die Situation aber zu eskalieren schien, hatten sie sich einen Schlafplatz ein paar Kilometer entfernt gesucht. Die berichteten uns dann auch, dass die Sperrung abends nur aufgehoben wurde, da der Streik-Anführer von der Polizei festgenommen wurde und so eine Öffnung der Brücke für eine Stunde von der Polizei erpresst wurde. Die Zwei waren zudem auch nicht sehr motiviert den Umweg zu fahren, da sie mit einem Camper unterwegs waren und sich den Weg eigentlich auch nicht zutrauten. Nach 3 Stunden Wartezeit, einem Telefonat mit der Schweizer Botschaft in Chile (der Schweizer hatte dort Kontakte, wie gut, aber die konnten natürlich auch nichts für uns tun) und keiner Aussicht auf Änderung wurden wir langsam ungeduldig. Zudem merkten wir, dass keine Autos mehr nachkamen und auch die Polizei sich aus dem Staub machte. Dann kam ein Streikender zu uns und erklärte uns, dass ein Regierungsvertreter für Verhandlungen unterwegs sei. Es konnte sich also nur noch um 1-2 Stunden handeln, bis es weiter geht, dachten wir. Nach weiterer Warterei, sprachen wir wieder mit einem Streikenden, der uns klar machte, dass die Zufahrtsstraßen nördlich und südlich auch gesperrt wurden, weswegen keine Autos mehr nachkamen und der einzige Ausweg wohl die 100 km Umweg über grausame Piste wäre. Er versicherte uns zudem, dass der Streik noch bis Montag (es war Donnerstag) anhalten kann, da mit dem Regierungsvertreter keine Einigung erziehlt wurde und eventuell auch der letzte Umweg bzw. Ausweg bald gesperrt werden wird. Also blieb uns keine andere Wahl mehr.

Wir beschlossen also in Kolonne uns auf den Pfad zu begeben. Die Straße war wie schon angekündigt im schlechten Zustand, aber am Ende auch nicht so dramatisch wie sie uns beschrieben wurde. Wir brauchten 3 Stunden, um den winzigen Teil von 15 km blockierter Straße zu umfahren. Und bis auf ein kleines sandiges Stück, wo wir etwas Probleme hatten durchzukommen, war die Fahrt wirklich okay. Wir fuhren wieder durch traumhafte Landschaften und waren am Ende froh, dass wir auch diesen Teil Chiles sehen konnten. Auf dieses Erlebnis und auch Abendteuer verabredeten wir uns mit den Schweizern für Abends an einer Stelle am Fluss. Dort wurde dann gegrillt und angestoßen. Die zwei waren schon wirklich viel in der Welt rumgekommen. So gab es eine Menge Geschichten über vergangene Reisen durch Afrika oder Asien und wir wurden wieder einmal inspiriert, diesmal über die ganzen wunderschönen Ziele auf der Welt, die wir irgendwann noch erkunden können.

Und wieder der Hinweis auf den ersten Eintrag von heute 😉 .

 

Schreibe einen Kommentar