Nachdem wir nun also den Süden Chiles hinter uns gelassen hatten, hieß es für uns, immer weiter nach Norden zu fahren. Unser erster Stop, auf dem Weg nach Santiago, hieß Puerto Varras, denn dort trafen wir den Architekten Francisco Morande. Er wird vielleicht vom Namen her niemandem etwas sagen, für uns war es aber ein ganz spannendes Treffen. Denn er ist der Architekt gewesen, der zusammen mit Douglas Tompkins, die Infrastruktur im Pumalin- sowie Patagoniapark entworfen hat. Hanna war schon im Pumalin Park damals von der Bebauung so begeistert gewesen, dass sie den Architekten sofort kontaktiert hat. Und dieser war auch ganz spontan zu einem Treffen bereit. Er nahm sich an diesem verregneten Nachmittag ganze 2 Stunden Zeit für uns, und führte uns durch seine Projekte. Zudem gab er uns einen Einblick in die Zusammenarbeit mit Douglas Tompkins, antwortete auf all unsere Fragen und gab eine Einschätzung über die Zukunft der Nationalparks in Chile. Es war wahnsinnig interessant und wir waren beide froh, dass sich Senior Morande für uns die Zeit genommen hatte. Anschließend fuhren wir noch auf den Vulkan Osorno und hatten wunderbare Sicht auf den See und die umliegenden Städte. Jetzt können wir also auch behaupten, mal auf einem Vulkan geschlafen zu haben. Er ist zwar nicht mehr aktiv, aber immerhin 😉 .
Den anschließenden Tag verbrachten wir in Chillan, 400 km nördlich von Puerto Varras. Dort ließen wir nämlich die Windschutzscheibe wechseln. Auf dem Weg nach Ushuaia hatten wir uns einen Steinschlag eingefangen, der aufgrund der Größe leider nicht zu reparieren war. Aber einen Scheiben-Wechsel war auch mal spannend zu beobachten.
In den restlichen Tagen, vor unserer geplanten Ankunft in Santiago, besuchten wir unter anderem die Colonia Dignidad, oder heute „Villa Bavaria“ genannt. Dieses ist ein befestigtes Siedlungsareal in Chile, das von einer christlichen Sekte von „Auslandsdeutschen“ bewohnt wird. Sie wurde durch die unter anderem während der Pinochet-Diktatur begangenen Menschenrechtsverletzungen weltweit bekannt und wurde damals von einem gewissen Paul Schäfer gegründet. Es war für uns etwas kontrovers, durch die Bereiche zu laufen, an denen damals solch grausige Handlungen passiert sind.
Zudem trifft man immer wieder auf die Bewohner, die kein anderes Leben, außer an diesen Ort kennen und so stört man auch ihren gewohnten Alltag. Wir fühlten uns auf dem ganzen Gelände eher unwohl. Geschichtlich ist dieser sicher interessant, aber aufgrund der noch dort lebenden „Einheimischen“, die sich tatsächlich noch auf altdeutsch unterhalten, machte es das Ganze doch absurd. Nach dem Besuch brauchten wir also einen Sichtwechsel und entschieden uns, unsere Route zu wechseln und nochmal an den Pazifik zu fahren. Dort verbrachten wir einen wunderschönen Abend am Meer, wir grillten und genossen den Sonnenuntergang. Wie kann es eigentlich schöner sein? So langsam stellten wir uns auch darauf ein, Polly bald verabschieden zu müssen. Das Gefühl war aber immer noch seltsam.
Den letzten Stop vor Santiago verbrachten wir am Weingut Viu Manent, an dem wir schon auf dem Hinweg waren. Dort machten wir eine Weinprobe, denn es war grade Weinlese und dazu gab es eine Menge Feste, Musik und gute Stimmung. Das war nun also der letzte gemütliche Abend auf unserer Patagonien Tour. Ein wunderschöner Abschluss dieser genialen Zeit! Wir sind super glücklich, diesen wunderschönen Teil der Welt gesehen zu haben. Und obwohl wir doch 5 Monate „am Ende der Welt“ unterwegs waren, war es trotzdem noch zu kurz. Es gibt dort immer noch so viel zu sehen und zu entdecken. Aber vielleicht ist das ein erneutes Ziel für irgendwann einmal, denn jetzt wollten wir beide erstmal nach Peru und dort die Berge, sowie das Erziehungs-Projekt, bei dem Hanna vor 2 Jahren schonmal gearbeitet hat, kennen lernen und erkunden.
In Santiago trafen wir dann nach all den Erlebnissen, Treffen, Überraschungen und Erfahrungen pünktlich ein. Das Schweizer Paar wartete schon auf uns. Sie freuten sich Polly nun auch kennen zu lernen und waren gleich von ihr begeistert. Wir überlegten im vorhinein nicht nur einmal, ob es die richtige Entscheidung ist. Aber wir entschieden uns aus vorher schon genannten Gründen für einen Verkauf und das passte dann auch. So verlief am Ende die Autoübergabe echt reibungslos. Die Zwei wollten Polly haben, überwiesen gleich am nächsten Tag das Geld und dann stand nur noch der Notartermin auf dem Programm – eigentlich. Doch die Gangster Santiagos hatten etwas dagegen. Denn am letzten Tag, als Polly noch uns gehörte, 3 Stunden bevor wir zum Notar gehen wollten, wurde bei uns eingebrochen. Am helllichten Tag, mitten in Santiago. Wir waren nur kurz in der Agentur, wo wir das Auto gekauft hatten, zum Duschen. Wir waren vielleicht eine Stunde dort, aber das reichte, um die Seitenscheibe einzuschlagen und sämtliche Sachen, die greifbar waren, mitzunehmen. Zum Glück hatten wir unsere Wertsachen mit uns, doch fast der ganze Rest fehlte. Sie nahmen die Rucksäcke samt Kleidung (hauptsächlich Hannas, denn die lag auf dem Bett, während Thomas Anziehsachen noch in den Kisten unterm Bett waren) und eben alles andere mit. Wahnsinn! Wir waren kurz geschockt, dann aber echt froh, dass nicht noch mehr fehlte und wir unsere Wertsachen bei uns hatten. Zum Glück hatten sie eben nicht das ganze Auto ausgeräumt, was auch oft passiert, sondern mehr oder weniger „nur“ Kleidung und persönliche Gegenstände mitgenommen. Für uns hieß es also Planänderung. Polly wurde wie vorgesehen übergeben, doch wir mussten ordentlich shoppen gehen. Ein Gutes muss so ein Überfall ja auch haben ;). Wir kauften neue Rucksäcke, Jacken, Pullis…Von Santiago sahen wir in den Tagen leider nicht mehr, außer die Shopping Malls von innen 😀 . Nach 2 Tagen Hin- und Hereilen, hatten wir Einiges wieder zusammen. So konnten wir uns doch noch auf einen letzten gemütlichen Abend in Santiago mit Rene und Kathi freuen, ehe wir am nächsten morgen den Flug nach Cusco hatten. Die zwei waren auch grade von ihrer Tour durch Patagonien zurück gekommen und luden uns zu sich ein. Wir hatten eine wunderschöne Zeit zusammen und somit einen mehr als gelungenen Abschied in Chile.
Wir haben uns während der gesamten Zeit in diesem Land total wohl und empfangen gefühlt. (Lassen wir den Überfall mal außen vor 😉 ). Wir sind von den Geschichten, die das Land auszeichnet, so wie von der Natur und den Menschen begeistert. Und wir konnten uns in diesem Land den Traum erfüllen, mit dem eigenen Van, Patagonien zu bereisen. Wir verließen Santiago also mit einem lachendem und einem weinenden Auge. Lachend, über die ganzen wunderschönen Erlebnisse und Erfahrungen die wir hatten und über die wir mehr als froh sind. Und das weinende Auge gilt der Polly. Die uns fehlen wird und an die wir noch oft zurückdenken werden, als unsere Treue Gefährtin auf unseren Abenteuern.
In dem Sinne, adios Chile und bis hoffentlich bald!