Der Nationalpark Patagonia ist, genauso wie der schon in einem vorherigen Bericht beschriebene Pumalin-Park, ein Naturschutz-Projekt des Ehepaars Tompkins. Und genau als wir in den Park reinfuhren, dachten wir uns beide zum ersten Mal, dass diese Landschaft das richtige Patagonien ist. Eben das, was man sich vorstellt oder schon öfters auf Fotos gesehen hat. Wir mussten alle 100 m anhalten, denn die Guanacos liefen überall frei rum. Wir waren von der trockenen Landschaft, sowie den weiten und den Bergformationen so fasziniert und fuhren deswegen so langsam, dass wir sogar vom Park Ranger darauf aufmerksam gemacht wurden, dass die Straße kein Parkplatz ist 🙂 .
Nach kurzer Fahrt kamen wir dann im Hauptquartier des Nationalparks an. Dieser Park, im Vergleich zum Pumalin Park, wurde eher von der Frau Christine Tompkins betreut. Es war quasi ihr Herzensprojekt. Und was sich in den 10 Jahren des Wiederaufbaus getan hat war unglaublich. Die dort lebenden Tiere wurden zunächst zusammen gehalten, damit sich die ganzen Wiesen und Felder wieder erholen konnten. Wege wurden ausgekundschaftet und angelegt, so dass die Touristen heute den Park so gut erwandern können und zudem wurde eine Infrastruktur an Häusern und Campings angelegt, die unvergleichbar ist. Die Häuser und dessen Innere erinnern wieder an britische Landsitze, wie im Pumalin Park. Doch diese erscheinen vom Material her noch kolossaler und prunkvoller. Und das ganze entstand im Mitten vom Nichts. Das Ehepaar Tompinks hatte nach ihrem ersten Besuch im Jahr 1993 eben die Schönheit dieses Ortes erkannt und es dann auch geschafft diesen zu schützen und wieder herzustellen. Die Tiere laufen, wie eben schon bei den Guanacos beschrieben, wieder frei herum. So hofften wir auch die ganze Zeit im Park einen Puma zu sehen, doch wir hatten leider kein Glück. Dafür sahen wir einen kleinen Fuchs, Sträuße sowie Flamingos.
Am Abend trafen wir auf dem ersten Campingplatz die Franzosen aus Cerro Castillo wieder. Das war also schon das vierte Mal, dass wir Ihnen über den Weg gelaufen sind. Diesmal machten wir uns einen netten Abend zusammen, kochten, tranken Wein und spielten Karten, bis es uns zu kalt draußen wurde.
Am nächsten Tag stand eine Wanderung an. Sie hieß „Lagunas Altas“- die hochgelegenen Lagunen. So machten wir uns gegen 8 Uhr auf den Weg, denn es lagen 24 km und 800 Höhenmeter vor uns. Die Landschaft war wunderschön und der Trek super hergerichtet. Wir kamen an sicher 5 Lagunen vorbei und hatten herrliche Blicke in das Tal. Die Franzosen trafen wir am Gipfel bei einer ausgedehnten Mittagspause wieder. Die zwei wussten eben wie man es sich gutgehen lässt. Wir maschierten an diesem Tag durch, ohne nennenswerte Pause, und so war Hanna am Ende ziemlich ko.
Wir fuhren noch zu einem nahe gelegenen Picknick Platz. Dort trafen wir ein Holländich-Australisches Paar. Die zwei hatten wir auch vorher auf der Reise schonmal kurz getroffen und die werden uns auch noch ein großes Stück begleiten. Thomas war jedenfalls nicht erschöpft von der Wanderung und so trank er mit den zwei Bier und Pisco und machte sich einen netten Nachmittag. Abends fuhren wir dann nochmal eine Runde durch den Park, in der Hoffnung einen Puma zu sehen, doch wie schon gesagt, da hatten wir kein Glück. Am dritten Tag gingen wir ins Museum des Parks. Das war wirklich beeindruckend. Es stellte nicht nur die Werdensgeschichte des Parks da, sondern auch den Zerfall der Welt und ihrer Natur anhand von unzähligen Faktoren. Und so wusste man am Ende eben auch die Arbeit, die die Familie Tompkins da für die Natur geschaffen hatte, noch mehr zu schätzen. In dem Leseraum des Museums trafen wir dann, ganz unverhofft, auf die Miss Tompkins. Thomas erkannte sie gleich, Hanna musste sich erst in einem der zahlreichen Bücher über das Projekt schlau machen. Doch tatsächlich, sie war es. So kam es, dass wir am Ende zusammen einen Film ansahen und Ihr sogar sagen konnten, wie sehr wir von dem Geschaffenen beeindruckt waren. Draußen gab es dann noch zur Freude von Thomas ein gemeinsames Foto. Was für eine Überraschung 🙂 .
Nachmittags trafen wir auch Forrest wieder, ganz zufällig, der eigentlich schon auf dem Sprung nach El Chaltén in Argentinien war. Er ist Kletterer und da für die nächste Zeit richtig gutes Wetter dort sein sollte, wollte er los. Wir kochten aber grade und luden Ihn ein und da sagte er nicht nein. Anschließend fuhren wir durch den Park weiter zum letzte Camping. Dort trafen wir, was für eine Überraschung, auch die Franzosen wieder, die wir nach der Wanderung nicht mehr gesehen hatten. Forrest fand den Camping auch sehr überzeugend und zudem gab es noch Ignassio, den Park-Ranger, der seid 3 Tagen keine Menschen mehr gesehen hatte und so froh war jemanden zu treffen, dass er uns zu sich nach „Hause“ in seinen Park-Ranger-Wohnwagen für Abends einlud. So sah Forrest keinen Grund mehr Richtung El Chaltén weiter zu eilen. Wir gingen also am späten Nachmittag noch auf eine Wanderung zum Mirador Douglas Tompkins. Die Wanderung war nett, doch der Ausblick oben war faszinierend. Noch nie, und jetzt hatten wir wirklich schon viel Landschaft und Natur gesehen, hatten wir ein so schönes Zusammenspiel der Natur beobachten können. Vor uns lag der Lago Cochrane und im Hintergrund türmten sich die Berge auf mit ihren schneebedeckten Gipfeln. Die Wolken am Himmel ließen das ganze noch dramatischer wirken. Wir waren wirklich beeindruckt von dieser Szenerie und werden sie so schnell nicht vergessen.
Nach unserer Rückkehr ging es dann gleich zu Ignassio, der schon ganz ungeduldig wartete. Die Franzosen kamen auch bald und so wurde es ein richtig bunter Abend. Frankreich, Chile, Amerika, Österreich und Deutschland waren vereint. Es gab Wein, Bier und Pisco. Ignassio hatte so eine Party noch nie veranstaltet, doch es war genau richtig und hat super gepasst. Hanna, die Franzosen und Ignassio redeten auf Spanisch und so bekamen Thomas und Forrest eine gute spanische Unterrichtsstunde 😉 .
Am nächsten Morgen ging Thomas alleine auf eine weitere Wanderung runter zum Lago Cochrane. Auch diese Blicke waren wieder faszinierend, während sich Hanna zur Abwechslung mal einen „gemütlichen“ Vormittag machte. Nach dem Mittagessen ging es dann zur Grenze nach Argentinien. Wir ließen also schweren Herzens dieses wunderschöne Stück Erde hinter uns. Und fragten uns mehr als einmal, ob wir überhaupt schon fahren wollten. Doch es warteten neue Abenteuer auf uns und so war eine Abreise auch vollkommen in Ordnung 🙂 .