Die Fahrt nach Cochrane war atemberaubend. Es ging ca. 50 Kilometer am Lago General Carrera entlang. Die blaue Farbe des Sees, die genauso blaunen Flüsse sowie die umliegenden schneebedeckten Bergspitzen haben wir so in der Kombination noch nie gesehen und waren beeindruckt. Wir genossen die insgesamt 100 km „ripio Straße“ bis Cochrane sehr. Auch weil wir herausfanden, dass man diese Schotter-Pisten mit der richtigen Geschwindigkeit fahren musste, um quasi nicht jedes Schlagloch mitzunehmen. Jetzt kamen wir mit 50 km/h auch deutlich schneller voran, was auch ein Gutes hatte.
Von Cochrane waren wir vom ersten Moment an begeistert. Die Stadt war klein und überschaulich, hatte aber auch viel zu bieten. Nette kleine Plätze und Cafés ließen die Stadt einladend wirken. So verbrachten wir auch den ersten Tag damit die Stadt zu erkunden und es uns gut gehen zu lassen. Die Zeit vergeht sowieso immer wie im Flug, sobald man eine Stadt erreicht hat. Erst kümmern wir uns immer ums Benzin und den Luftdruck, dann wird eingekauft, Wäsche gewaschen, Internet gesucht und die Stadt erkundet. Irgendwie hat man immer das Gefühl, wenn man aus der Natur kommt, man müsste die Infrastruktur der Stadt voll ausnutzen, essen gehen, was trinken gehen, oder ins Kino (wenns eines gibt 😉 )… Doch am Ende des Tages freuen wir uns immer wieder auf die Ruhe und Einsamkeit am Abend an unseren abgelegenen Schlafplätzen. So fanden wir auch diesmal eine wunderschön gelegene Stelle gleich am Fluss. Wir schliefen dort insgesamt drei mal und jedes Mal machte Thomas Abends ein Lagerfeuer und ein Barbeque. Das fühlte sich fast wie zu Hause an. Es gesellte sich sogar noch ein Amerikaner, Forrest, zu uns, den wir in der Stadt getroffen hatten und der uns sympathisch war. Er machte die ganze Strecke wie wir, nur eben auf dem Motorrad und im Zelt. Mit Ihm hatte Thomas einen netten Abend und Ihn werden wir auch noch öfters wieder treffen, in den nächsten Wochen.
Nach dem wir uns also 1 1/2 Tage durch die Stadt haben treiben lassen, wollten wir uns um das Motorproblem von Polly kümmern. Und in der Hoffnung, dass es für manche Leser jetzt nicht langweilig wird, doch so haben wir eine weitere Geschichte zu Mechanikern zu erzählen. Das schöne an dieser Episode ist aber, dass man so herrlich erkennen kann, wie unterschiedlich die Menschen und ihre Einstellungen hier doch sind, im Vergleich zu den uns bekannten.
Wie oben schon kurz beschrieben merkten wir manchmal stärkere Vibrationen am Motor und einen Verlust an Motor-Power. Da wir beide immer noch nicht genug Ahnung von Autos haben und jetzt in Richtung Pampa (endlose Weiten) von Argentinien aufbrechen und dort ungern hängen bleiben wollten, nahmen wir uns für den zweiten Tag in Cochrane vor, einen Mechaniker aufzusuchen. Nach 3 Stunden Wartezeit kamen wir dann auch endlich dran. Wir erklärten die Symptome und bekamen große Augen als Antwort. Keiner von den anwesenden 3 Mechanikern fühlte sich ohne Scanner Gerät, was sie allerdings nicht da haben, befähigt eine Aussage zu unserem Problem zu machen. Laut unseren alten Scans haben wir Aussetzer in einem Zylinder. Die eventuell helfenden Zündkerzen oder Zündkabel versicherte er uns aber, dass es die in Cochrane nicht für Chevrolet gibt. Also fuhren wir unverrichteter Dinge wieder fort. Er gab uns aber noch einen kleinen Tipp, dass eventuell ein Mechaniker ausserhalb der Stadt ein Scanner Gerät haben soll, wobei wir uns dachten, dass uns das alles nicht weiter helfen wird, wenn es ohnehin keine Ersatzteile in Cochrane für uns gibt. Nach einigem Hin und Her- Überlegen, ob wir mit besagten Problemen weiterfahren, beschlossen wir den empfohlenen Mechaniker nochmal aufzusuchen. Wir fuhren also dort hin, doch von einem Mechaniker war weit und breit keine Spur. Hanna machte sich dann auf zum Nachbarn, um sich nach dessen Rückkehr zu erkundigen. Der Nachbar war so freundlich, den Mechaniker anzurufen, fragte aber nebenbei noch, was für ein Problem das Auto denn habe. Hanna meinte, dass wir eventuell neue Zündkerzen oder Zündkabel für einen Chevrolet Van bräuchten! Prompt legte er auf, ging zu seinem Auto, es war ein Chevrolet, und holte zwei Zündkerzen von der Rückbank. Hanna dachte sich: Träume ich? Der nette Nachbar ließ also seine Arbeit stehen und liegen und fuhr mit Hanna zurück zur Polly. Dort bauten wir schnell die Motorabdeckungen aus, da der Nachbar sich dann ans Werk machen und seine im 400 km entfernten Coyhaique gekauften Zündkerzen einbauen wollte. Leider fand er aber den Ort am Motor nicht, wo die Kerzen eingebaut werden und war sich auch nicht ganz sicher, ob dass die Lösung unseres Problems wäre. Genau in diesem Moment kam aber ein Bewohner aus Cochrane vorbei gefahren, fragte nach unserem Problem und versicherte uns felsenfest, ohne Scanner wohlgemerkt, dass bei den Symptomen die Zündkerzen wohl kaputt seien. Zudem weiss er einen Mechaniker, der die Zündkerzen tauschen kann und auch in Cochrane kaufen kann. Wie ist das denn möglich??
Wir dankten also dem Nachbarn für all seine Mühen und fuhren mit dem Bewohner in die Stadt zum Mechaniker. Dieser fragte rasch seine Frau, ob vor dem Abendessen noch ein Zündkerzen-Wechsel möglich wäre. Die verneinte aber und so wurde die Reparatur auf den nächsten Tag verschoben.
Wir trafen uns also am nächsten Tag in der Werkstatt. Der Mechaniker machte ein paar Versuche, um herauszufinden welches Problem wir nun genau hatten. Stellte nach ein paar Hörtest am Motor gleich fest, dass die linke Reihe der Zündkerzen zu tauschen sind. Also nichts wie los. Er baute sich mit all seinen Werkzeugen einen passenden Schlüssel, um die Kerzen zu entfernen, fuhr in die Stadt und kaufte neue, baute sie ein und der Motor lief wieder rund! Zudem säuberte er Luft- und Benzinfilter, reparierte fix die ausgefallene Elektronik an Bord und gab uns noch den Tipp neue Hinterreifen aufzuziehen, da die Straßen nicht mehr besser werden und wir dort kein Profil mehr drauf hatten. Für das Ganze verlangte er am Ende 30 € und war super glücklich, dass er uns helfen konnte. Wir konnten nicht glauben, dass selbst Probleme am Motor in den Tiefen Patagoniens zu lösen sind und waren um so glücklicher. Anschließend kauften wir noch schnell zwei neue Reifen, wohlgemerkt waren es die letzten unserer Größe, das Glück verließ uns also nicht, ließen sie aufziehen und konnten dann mit frischer Energie in den Patagonia-Park starten. Für uns war es wieder ein super Erlebnis und Polly freute sich nun auch wieder auf die nächsten 1000e Kilometer 🙂 .