Zuerst gab es für uns sehr gute Neugikeiten. Das Amerikanische Pärchen wartete am 19. November auf der Insel „Chiloé“ auf uns. Das hieß für uns, dass wir noch eine gute Woche hatten, um von „Lincan Ray“ am „Lago Calafquén“ bis nach „Punihuil“ auf der „Insel Chiloé“ zu kommen. Wir hatten also ein festes Ziel und so mussten wir die Tage bis zu unserer Ankunft gut einteilen. Zunächst einmal wollten wir aber die Therme, die wir in unserem vorigen Beitrag schon erwähnt hatten, sehen und genießen. Die „Termas Geometricas“ sind wirklich was Besonderes. Für uns war es erst der zweite Thermalbesuch und wird uns sicher lange in Erinnerung bleiben. Circa eine Stunde im Landesinneren vom „Lago Calafquén“ aus gelegen, spannt sich die Therme, mit 20 heißen Wasserbecken, zwischen zwei Felsen auf. Verbunden werden die einzelnen Becken durch eine rote Brücke, die sich durch die „Schlucht“ schlängelt. Wir waren zum Glück gleich morgens da und konnten so die Becken fast für uns alleine genießen. Die Temperaturen gingen von 35° bis hoch zu 45°, was für uns anfangs unmöglich zu betreten war. Der Nebel und zwischenzeitliche Regen machten den ganzen Ausflug zudem noch eindrucksvoller. Wir lagen sicher 4 Stunden in den heißen Quellen ehe es uns zu voll wurde und wir uns auf den Weg zurück zum See „Calafquén“ machten, um dort unserer Abendmahl zuzubereiten. Die Polizei kam ein paar Mal vorbei, aber Sie störte unsere Anwesenheit wieder nicht. Die scheinen Campern generell äußerst nett gegenüber zu sein.
Am nächsten Tag versuchte Thomas auf dem Weg nach „Panguipulli“ am „Lago Panguipulli“ einen Angelspot zu finden. Wie wir hörten, war grade die Angelsaison eröffnet worden und eigentlich sollten die Lachse in den Seen und Flüssen nur so wimmeln. Doch es war tatsächlich schwerer als man annimmt, einen geeigneten Angelplatz zu finden. Wir probierten es an mehreren kleineren Zugängen zu Seen und Flüssen, einen Angelerfolg gab es schlussendlich aber leider nicht. Sehr zum Bedauern von Thomas, der sich aber nun umso mehr auf den ersten Fang freut. 🙂 Vielleicht klappt es also beim nächsten Versuch. Die Stadt „Panguipulli“ wurde uns eigentlich sehr empfohlen. Doch wir hatten eher den Eindruck, dass es wenig einladend war. Die Stadt war relativ industriell und bis auf ein paar nette Cafés hatte sie auch nicht viel zu bieten. Wir verbrachten trotzdem einige Stunden am Rande des Sees mit wunderschönen Blick auf den Vulkan „Choshuenco“. Wir räumten auf und sortierten unser Auto „Polly“ mal wieder. Das muss man tatsächlich öfters machen, als man denkt. Denn ein Wohnen auf knapp 4 m2 heißt auch ein dauerhaftes Ordnung halten.
Nachdem wir also feststellten, dass „Panguipulli“ nicht das versprach was wir dachten, fuhren wir noch weiter an den „Lago Rinihue“ und fanden einen traumhaften Schlafplatz. Es war eine einsame Bucht am See. So konnten wir dort in aller Privatheit sogar duschen. Ja, ihr habt ihr richtig gelesen, im Freien duschen. 🙂 Wir haben nämlich eine kleine Solardusche an Bord und die kam jetzt zum ersten Mal zum Einsatz. Funktionieren tut sie wirklich super. Zum Glück hatten wir Sonnenschein, denn bei Wind und Regen und kaltem Wasser wären wir wahrscheinlich nicht so begeistert von ihr gewesen. Wir kochten uns ein leckeres Abendessen und genossen die Ruhe und die Aussicht. Der Blick auf den See und die gegenüber liegende Seite erinnerte uns an die Toskana.
An solchen Stellen, müsste man eigentlich mehrere Tage bleiben, doch wir hatten nun mal ein Ziel und so machten wir uns am nächsten Tag auf Richtung „Lago Ranco“. Die Landschaft auf dem Weg dorthin ähnelte Deutschland oder Österreich. Die Wiesen waren saftig grün, die Landhäuser wurden auch nach deutschen architektonischen Vorbildern gebaut und die Wälder ähnelten auch unseren. Wir genossen also die Fahrt und es störte uns nicht, dass wir in dieser Zeit einige Momente im Auto verbrachten.
Nachmittags kamen wir dann in „Futrono“ an. „Futrono“ wird Hanna ewig in Erinnerung bleiben, denn es war ein absolutes Kuchenparadies. So stoppten wir gleich am Ortseingang und bekamen eine Cheescake Torte mit Himbeeren. Überdimensionale Stühle hatten wir auch dazu, wie das Bild zeigt. Dazu hatten wir einen wahnsinnig schönen Blick auf den „Lago Ranco“. Für die Nacht fanden wir wieder einen tollen Platz direkt am See. Es ist eindrucksvoll, dass es so viele unberührte Plätze gibt, an denen man ohne Probleme campen kann. Und die Aussicht und Ruhe ist jedesmal erneut faszinierend. Den darauf folgenden Regentag verbrachten wir in einem Café in „Futrono“ und bekamen „lemon pie“ und den besten Kaffee, den wir seid langem getrunken hatten. So nutzen wir die Regenstunden, um den Blog zu schreiben und uns darüber zu informieren, was wir auf unserem Weg in den Süden noch alles sehen wollten. Thomas erkundigte sich zudem in „Futrono“ wieder nach den aktuellen Angelbedingungen. Alle bestätigten uns die perfekte Jahreszeit zum angeln. So wurden kurzerhand, auf anraten eines netten Angelladenbesitzer, Regenwürmer ausgebuddelt und wir verbrachten Stunden um Stunden am nächsten Tag an einem Zufluss zum „Lago Ranco“. Doch auch dieser Versuch blieb erfolglos. Ein anderer Angler bestätigte uns, dass es mal gute und mal schlechte Tage zum angeln gäbe. Dieses hängt vom Wetter und der Strömung ab. Wir hatten also nur „schlechte Tage“, aber wie gesagt, Thomas wird es weiterhin versuchen. Wir verbrachten insgesamt drei Nächte an diesem See. Für die letzte ging es auf eine kleine Halbinsel. Dort konnten wir mal wieder ein wenig spazieren und machten uns am Abend ein schönes Lagerfeuer. Die Abende mögen für euch recht ähnlich klingen, aber wir erfreuen uns unterschiedlichen Landschaften, einem Lagerfeuer, einem Glas Wein und der aktuellen Freiheit. Selbst wenn dies alles zum Alltag wird, bekommt man davon nicht genug!
Am nächsten Tag ging es dann zum „Lago Llanquihue“ und seinen sehr „deutschen“ Dörfern weiter. Viele Deutsche sind großteils nach dem zweiten Weltkrieg in die Region ausgewandert. Und das spiegelt sich ganz genau an den Landhausstilen wieder. Die Gebäude schauen unseren faszinierend ähnlich. Wir fanden nahe „Puerto Octay“ einen netten Aussichtspunkt, an dem wir blieben. Gleich nach unserer Ankunft kam ein holländisch-deutsches Pärchen an und so wurde ein gemütlicher Nachmittag und Abend begonnen. Die Zwei waren schon seid 9 Monaten unterwegs. Zuerst durch Asien und Afrika und dann Südamerika, ehe es Ende Januar wieder zurück nach Hause geht. Es ist doch immer wieder interessant, wie gleich die Denkweisen unter den Reisenden sind. Man versteht sich auf Anhieb und teilt ähnliche Vorstellungen. So endete unser netter Plausch nach 2 Weinflaschen und einigen Bieren auch nur, weil das Wetter uns dazu zwang. Regenschauer gab es in den letzten Tagen öfters, so dass wir während dieser Zeit auf öfters Zeit im Auto verbringen mussten. Aber so lange man ein gutes Buch und ausreichend Essen dabei hat, wird das richtig gemütlich.
Am nächsten Morgen ging es dann nach „Frutillar“. Und wenn ich eben geschrieben habe, dass „Futrono“ das Kuchenparadies sei, muss ich diese Aussage jetzt schon wieder revidieren. Denn „Frutillar“ ist quasi der Inbegriff deutscher Kultur hinsichtlich Architektur und Kuchen. Es wimmelte von kleinen Cafés, die Torten und Kuchen in allen möglichen Variationen anboten. Das stellten auch die Tourismusbranche fest, denn die Stadt war voll von Reisebussen und Touristen. Wir spazierten ein wenig durch die Straßen und genossen den Blick über den „Lago Llanquihue“, ehe es für uns weiter Richtung „Puerto Varas“ ging. Die Stadt sahen wir uns ebenfalls an und waren wiederholt von den deutschen Einflüssen beeindruckt. Am Abend fuhren wir dann noch über „Puerto Montt“ bis kurz vor die Insel „Chiloé“. „Puerto Montt“ ist definitiv kein Besuch wert. Die Stadt erschien uns vollkommen überfüllt und ähnelt einer Hafenstadt, die sehr unübersichtlich und dreckig ist. Also hielten wir für eine Nacht wieder an einem Servicepunkt an der Autobahn. Das positive an diesen Schlafplätzen ist wirklich die super Infrastruktur. Aber trotz sauberen Duschen und Toiletten bevorzugen wir dennoch die einsamen Seen. Generell hat uns die „Sieben-Seen-Region“ und ihre Umgebungen sehr fasziniert und begeistert. Sie wird auf Chile-Reisen oft übersehen, da das nahe Patagonien viel bekannter ist. Wir denken aber, dass es auf jeden Fall bei einer Reise durch Chile ein Muss ist und man sich in der Region auch leicht mehrere Wochen aufhalten kann.
Für uns hieß es aber nun ein neues Kapitel zu starten. Und das begannen wir am Sonntag auf der Insel „Chiloé“. Es ging eine halbe Stunde lang mit der Fähre nach „Ancud“. Das ist auch die einzige Verbindung zum Festland. Eine Brücke ist bisher zwar geplant, die Einheimischen sind aber nicht so begeistert davon, da dann auch mehr Touristen kommen würden und sie ihre Kultur lieber schützen wollen. Die Einwohner „Chiloés“ werden als sehr eigen bezeichnet, oder auch als dumm und sturköpfig, da sie sich von den Chilenen distanzieren und lieber ihre eigene Kultur leben wollen. Uns kommt es bisher aber eher so vor, dass sie die gleiche Wärme und Herzlichkeit mit sich bringen, wie so viele andere Südamerikaner, die wir bisher getroffen haben. „Chiloé“ ist die zweitgrößte Insel nach „Feuerland“ in Südamerika. Da es auf „Chiloé“ etliche Regentage gibt, erinnert sie auch viele an Irland, da sie so grün ist. Davon konnten wir uns auch gleich am ersten Tag ein Bild machen. Es regnete in strömen. Doch um so überraschender war dann das Bild von den vollen grünen Wiesen und Weiten, dass uns in den nächsten Tagen erwartete. Wir genossen also den letzten Nachmittag am Strand, bevor wir unsere neuen Gastgeber Terri und Lauren kennen lernten. Der nächste Blogeintrag gibt einen Einblick in unsere tägliche Arbeit, dem äußerst guten Essen und dem traumhaften Ausblick unseres neuen Zuhauses. Auf die Bilder könnt ihr euch jetzt schon freuen. 🙂