Nach zwei Tagen auf der Autobahn erreichten wir Villarica am Lago Villarrica am Samstag. Die Dörfer Villarrica und Pucón können einen auch an Dörfer in Europa erinnern. Die Architektur scheint wie in Süddeutschland oder Österreich, die Lage am See ist natürlich höchst prominent. Das spiegelt sich auch in den Restaurants und Läden wieder. Hier bekommt man Kuchen an jeder Ecke angeboten und sie nennen ihn eben auch Kuchen. Schwarzwälderkirsch oder Zitronenkuchen oder oder oder. Die Auswahl ist riesig. Genauso bekannt wie die Kuchen scheint das Brot zu sein. Wir fanden eine Bäckerei bei der wir Laugenbrezel und Kornspitz bekamen! Zudem echtes Bauernbrot wie daheim, was für ein Genuss und für uns ein Stückchen Heimat! Die Dörfer spiegeln auch genau das wieder, was wir am Anfang zur Haupt-und Nebensaison geschrieben haben. Um ein 10-faches wächst die Bevölkerung im Sommer auf 140.000. Irgendwo müssen die Gäste dann untergebracht werden und so gibt es wahnsinnig viele kleine cabañas, also Holzhütten, die vermietet werden. Luxushotels findet man ebenfalls zur Genüge. Genauso bekannt wie der See und die Dörfer sind wahrscheinlich die Thermalquellen, die sich außerhalb an fast jedes kleine Dorf angliedern. Die Quellen sind alle unterschiedlich errichtet und einen Besuch wert, wenn sie nicht so teuer wären. Wir sparen uns unseren Thermalquellen-Besuch für eine architektonische Besonderheit auf, auf die wir später noch zu sprechen kommen werden.
Das Wetter war bescheiden als wir ankamen und so konnten wir die Hauptsehenswürdigkeiten von Villarica und Pucón leider nur erahnen- den Vulkan Villarrica. Es erheben sich in der Region Villarrica gleich 4 Vulkane mit bis zu 3200 m. Der Vulkan Villarrica ist der, der am häufigsten bestiegen wird und so war es auch unser Ziel. Nur das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. So verbrachten wir den gesamten Sonntag im Auto, was aber auch mal nett war. Ein Regentag heißt hier nämlich wirklich, dass es ohne Unterbrechung schüttet. So sind selbst kleine Spaziergänge, ohne völlig durchnässt zu werden, unmöglich. Am Montag kam dann die Sonne zurück und so konnten wir Pucón, als auch den Vulkan, in seiner vollen Pracht sehen. Gleich buchten wir eine Tour auf den Vulkan für den nächsten Tag. Zudem sahen wir uns noch in der Stadt um und fanden neben den schönen Restaurants auch viele uns bekannte Outdoor Läden. Es scheint hier ein Paradies für Outdoorsportler zu sein. Und das lernten wir die nächsten Tage auch noch kennen. Wir buchten unsere Tour zum Vulkan über ein Hostel, dass uns vom Noam von Suzi Santiago empfohlen wurde. Wir konnten zudem in deren Innenhof parken und schlafen sowie das Hostel nutzen. Außerdem gab uns der Besitzer noch wertvolle Tips für die sich südlich anschließende Umgebung. Wir bereiteten also alles für den nächsten Tag vor, denn der Aufstieg sollte nicht ganz ohne sein.
Um 6:00 Uhr ging’s für uns los. Die Ausrüstung wurde verteilt. Jeder bekam Schuhe, Steigeisen, Pickel, Wanderhosen und Jacken, sowie einen Helm, Handschuhe und eine Atemnaske für die Spitze. Hört sich alles viel gefährlicher an, als es am Ende war, aber so ganz ohne war es auch nicht. Wir wanderten also gegen 7:00 Uhr los und kurz darauf mussten wir auch schon die Steigeisen benutzen, weil der Vulkan bis fast ganz am unteren Rand vereist war. Und so ging es dann im Zickzack den Vulkan hinauf. Der Blick auf die umliegenden Berge war Wahnsinn. So kämpfen wir uns Schritt für Schritt die 1500 Höhenmeter hoch auf insgesamt 2847m. Zwischendurch gab es kleine Pausen. Für einige Leute war es schon ungewohnt mit solch einer Ausrüstung den Berg hoch zu gehen, aber die Sicht vom Gipfel aus entschädigte für alle Anstrengungen. Wir sahen in einen Vulkankrater, der sogar leicht brodelte und die Lava konnten wir auch sehen. Das war schon faszinierend. Zumal wussten wir, dass er das letzte Mal 2015 noch ausgebrochen war und aktiv ist, was das Ganze noch etwas spannender machte. Nach einer ausgedehnten Mittagspause auf der Spitze, machten wir uns auf den Rückweg. Der Weg ins Tal gestaltete sich wesentlich einfacher und auch netter als der Aufstieg. In unserem Equipment befanden sich auch alle notwendigen Utensilien, um auf einer Plastik-Teller (“Rutschblattl“) ins Tal zu rutschen. Das war ein Spaß und ein gelungenes Ende dieser Tour. Im Hostel zurück gab es Bier zur Belohnung und ein nettes Zusammensitzen mit der Wandergruppe. Wir dehnten das eine Bier zu noch ein paar mehr aus und ließen so den Abend nett ausklingen. Am nächsten Tag stand nämlich schon die nächste Wanderung auf dem Programm.
Es ging früh morgens mit einem leichten Kater zum Berg „El cañi“. Dieses, um es vorweg zu nehmen, war die schönste Wanderung die wir hier gemacht haben. Am Eingang empfing uns der Ranger mit einer perfekt gestalteten Karte für die Wanderung. Es gab 8 Stationen auf dem Weg, die immer mit einem Symbol gekennzeichnet wurden und eine Erklärung zur umliegenden Natur, Geschichte oder der Vegetation inkludierten. So gab es nach ca einer halben Stunde Marsch immer mal eine kleine Erkenntnis-Pause 🙂 Die hatte man auch nötig, denn die ersten 2 h gingen, ohne Übertreibung, senkrecht bergauf. Ab dann ging es über kleine Pfade durch einen Araucanian Wald an Lagunen vorbei bis hoch auf den schneebedeckten Gipfel. Die Wege waren so idyllisch angelegt und die umliegende Vegetation so schön, dass man trotz der Anstrengungen absolut zur Ruhe kam. Auf dem Gipfel hatten wir Blick auf alle 4 umliegenden Vulkane bei schönstem Sonnenschein. Dort verbrachten wir 2 h inklusive einem netten Plausch mit Tobias aus Jena. Er war komplett zu Fuß durch Patagonien unterwegs. Bei Wind und Wetter nur mit Zelt und Rucksack. Dagegen leben wir ja im Luxus, dachten wir uns anschließend. Die Wanderung zurück ging wesentlich zügiger als hoch, trotzdem waren wir heil froh aber auch glücklich, als wir unten waren. Die Beine waren müde und wir waren es auch. Trotzdem wurde noch gekocht. Es gab Linseneintopf mit Kartoffeln Tomaten und Zwiebel, natürlich durfte die Wiener Wurst nicht fehlen;) . So gestärkt ging’s ins Bett und am nächsten Tag zum nächsten Gipfel.
Rückblickend hätten wir uns den vielleicht sparen sollen, wir wollten aber die drei Sonnen Tage voll ausnutzen. Es ging in den Nationalpark Huerquehue ca. 1/2 Stunde nördlich-östlich von Pucón. Dort gab es einen Berg mit 600 Höhenmetern und einem anschließenden Spaziergang durch eine Lagunen Landschaft zu erklimmen. Hanna machte schon auf dem Berg hoch schlapp. Die letzten Tage steckten in den Beinen 🙂 . Mit letzter Kraft ging es dann noch bis zu der ersten Lagune. Dort fand Hanna einen Platz zum Ruhen und Thomas lief noch die Strecke zu den anderen Lagunen. Die Landschaft war wiederum faszinierend und ruhig. Der Weg zu „Polly“ wurde noch zurück gelegt, ehe wir uns fast 2 Tage nirgendwo mehr hinbewegten. Die Sonnen-Tage haben wir wirklich gut genutzt. Doch vielleicht auch uns ein wenig überanstrengt. Zum Glück regnete es die nächsten Tage und so hatten wir nicht das Gefühl irgendwas zu verpassen. Als kleine Belohnung gab es Kuchen. Schwarzwälder Kirschtorte und Himbeertorte, wie aus der Konditorei. Samstagabend machten wir uns dann noch auf zum nächsten See, der ca 1 h südlich von Villarrica liegt, dem „Lago Calafquén“. Hier ist es im Vergleich zu den zwei Dörfern am See Villarrica wesentlich ruhiger. Der Blick über den See lässt hier keine Wünsche mehr offen.
In der Ruhe entschlossen wir uns, uns bei Workaway anzumelden. Das ist eine Plattform, wo sich Reisende nach Möglichkeiten von Arbeit und kleineren Jobs als Volunteer umschauen können. Wir fanden eine nette Anzeige. Ein amerikanischen Pärchen sucht Hilfe bei der Renovierung und Restaurierung ihres Hauses und Landes auf der Insel Chiloé, ca. 400 km südlich von Pucón. Wunderschön gelegen und mit einem grandiosen Ausblick aufs Meer. Wir kontaktierten die Beiden, da uns ein regelmäßiger Tagesablauf und auch Arbeit nach den ganzen Wochen gut tun wird. Zudem planen wir etwas langfristiger und wollen über Weihnachten doch ein paar Menschen um uns haben. Voraussichtlich starten wir mit unserem „Minijobs“ rund um den 20. November, wir sind gespannt!
Hallo Hanna, hallo Thomas!
Wie immer ist euer Blog interessant zum lesen und die Fotos einmalig.
Freue mich, dass es euch so gut geht!!!
Thomas deine Schwestern und ich sind schon gespannt, wie du die Hausbewohner von deinen
„handwerklichen“ Fähigkeiten überzeugen kannst!?bitte um entsprechende Fotos
liebe Grüsse aus Tirol
Mama
Wahnsinn, was ihr alles erlebt. Die Fotos sind traumhaft schön. Genießt die Zeit noch und haltet uns auf dem Laufenden, was dein handwerkliches Geschick betrifft. Darauf sind wir alle sehr gespannt ?
LG Sandra und Baby ?