Nach unserer tollen Zeit beim sozialen Projekt in Curahuasi trennten sich die Wege von Hanna und mir für zwei Wochen. Warum? Hanna hat bereits vor knapp drei Jahren einen großen Teil des südamerikanischen Kontinents bereist und so gibt es natürlich Orte, die ihr schon bekannt und für mich komplett neu sind. Zudem wollte sie noch ein wenig länger Zeit bei „ihrem“ Projekt verbringen. Meinen Spanischkenntnissen schadet es übrigens nicht, wenn ich zeitweise alleine unterwegs und zum aktiven kommunizieren gezwungen werden. Ansonsten verlässt man sich doch sehr auf die perfekten Sprachfähigkeiten der besseren Hälfte 🙂 . Meine Reiseplan lautete wie folgt: Arequipa/Peru, Colca Canyon/Peru, Puno/Peru, Cobacapana/Bolivien, La Paz/Bolivien, Uyuni-Salzwüste/Bolivien und von dort wieder zurück nach Cusco, wo mich Hanna wieder erwartete.
Gestartet bin ich die eben genannte Tour mit einem etwas mulmigen Gefühl: Mich erwarteten stundenlange Busfahrten, denen ich nur wenig abgewinnen kann. Die Zeiten im Bus veranlassten mich sehr an die coole Zeit mit „Polly“ und die weitaus angenehmeren Fahrten mit ihr zu denken. Nichtsdestotrotz überwog natürlich die Vorfreude auf das Unbekannte und neue spannende Abenteuer. Der Start, ich komm wieder auf das Bus-Thema zurück, war überschaubar: Nach der Verabschiedung von Hanna ging es mit dem Nachtbus von Cusco nach Arequipa. Die ersten Stunden lief alles gut, bis der Bus irgendwo im Nirgendwo nicht mehr wollte. Ich musste mit anderen Passagieren, ohne große Hilfe vom Busfahrer, einen anderen Bus nehmen und einen riesen Umweg in Kauf nehmen. Statt geplanter 11 Stunden-Fahrt wurden es 17 Stunden. Positiv an dem Ganzen: Der komplette Fahrtpreis wurde mir zurückgestattet, was ich in Peru nicht unbedingt direkt erwartet hätte. In Arequipa erwartete mich ein tolle Stadt: Umgeben von Bergen, u. a. vom noch aktiven Vulkan Misti (Höhe:..)der alles überstrahlte und atemberaubend aussah. Ich schloss mich zu Beginn meines Aufenthalts einer kleiner Stadttour an, die sich sehr gelohnt hatte und bei der ich den Tipp bekam das örtliche geschichtsträchtige Kloster Santa Catalina zu besuchen. Eigentlich nicht so mein Ding, aber die Erzählungen machten mich neugierig. An diesem Tag wurde auch ein Nachtbesuch angeboten, was ich ausnutzen wollte. Es war eine Stadt in der Stadt und sehr cool, da einige Aussichtspunkte tolle Blicke über Arequipa ermöglichten.
Nach zwei Tagen ging es für mich in den Colca-Canyon. Der zweittiefste Canyon der Welt (u.a. tiefer als der Grand Canyon) erwartete mich mit traumhaftem Wetter. Ich wollte die 2-tägige Tour ohne Guide absolvieren, was kein Problem war. Mir schlossen sich ein Schweizer Pärchen an, was die Wanderungen noch angenehmer machte. Am 1. Tag ging es in die Schlucht zu einer Oase. Ja wirklich, in der Schlucht von hohen Bergwänden umgeben, war eine traumhafte Oase mit zwei Hostels. Ohne Vorbuchung erhielt ich eine günstiges, schön gelegenes Zimmer. Der Nachteil: Ein paar andere Lebewesen teilten mit mir das Zimmer. Das gehört zum spontanen Abenteuerleben dazu! 😉 Am nächsten Tag wanderten wir weiter und genossen ein tolles Mittagessen. Meine Schweizer Kameraden verbrachten eine weitere Nacht im Canyon, ich wollte am selben Tag wieder in die Ausgangsstadt. Die Voraussetzungen waren deutlich besser als damals in Puerto Williams (*g*), aber das Wetter war fast zu gut. In der Mittagshitze, ca. 30 Grad, musste ich nach der Vormittagseinheit die ca. 1.200 Höhenmeter aus der Schlucht wandern. Das Ganze hat sich aber mehr als gelohnt: Die Aussichten waren der Wahnsinn! Nicht zu vergessen die riesigen Condore, die über mich kreisten und mich faszinierten.
Nach diesem tollen Ausflug in den Colca-Canyon ging für mich die Reise nach Puno weiter. Dort erwartete mich eine eher farblose Stadt, die selber nicht soooo viel zu bieten hat. Spannender sind die in der unmittelbaren Nähe gelegenen schwimmenden Inseln im Titikaka-See, die wohl von jedem Peru-Touristen besuchten werden. Der Titikaka-See ist euch eventuell bekannt: Er ist der höchste beschiffbare See der Welt (liegt auf 3.812 Meter) und unglaublich riesig. (8.372 km2) Nach einer abermals recht langen Busfahrt ging es für mich direkt in die Unterkunft, von wo aus ich am nächsten Morgen direkt für die Bootstour zu den schwimmenden Inseln abgeholt wurde. Die Inseln werden von Menschen selber angelegt und bewohnt. Nach Ankunft auf einer der Inseln, insgesamt gibt es 49, wurde uns der Bau dieser erklärt: Die Inseln werden aus getrockneten Schilf hergestellt. Die Dicke der Schilf-Blöcke beträgt ein paar weniger Meter und trennt das Volk vom See. Sehr spannend und wirklich einzigartig. Die größte Einnahmequelle der Einwohner ist der Tourismus und das merkt man auch. Selten zuvor habe ich eine touristischeres Ziel besucht! Die Einwohner singen beispielsweise zum Abschied englische Lieder und verabschieden sich mit den Worten von Arnold Schwarzenegger „Hasta la vista, Baby“…Schade finde ich. Ich bevorzuge die authentische Art und Weise und das war leider nur teilweise der Fall. Selbst Wlan wurde auf einer Insel angeboten, was so gar nicht mehr passt. Nichtsdestotrotz sind die Inseln und die Einwohner einzigartig und es gehört in Peru zu den Attraktionen, die man gesehen haben muss. Bevor ich mich nach Bolivien aufmachte, gönnte ich mir, nach einer Empfehlung, ein Alpaca-Steak. Kann ich nur empfehlen und schmeckt sehr gut, ich würde es sogar dem Guanaco in Chile vorziehen. 😉
Wie ihr wahrscheinlich merkt war meine Reise gut durchgetaktet. Man hangelt sich von Stadt zu Stadt und für viele Reisenende mit begrenzter Zeit ist das der Alltag. Für mich war das für 2 Wochen auch so ok, auf Dauer halte ich aber eher wenig davon. Mein Motto: Qualität ist oft besser als Quantität! Viele Touristen wollen ihre Reise so voll wie möglich packen und so viele Ziele/Orte wie möglich in der zur Verfügung stehenden Zeit besuchen, was ich teilweise auch verstehen kann. Ich bevorzuge grundsätzlich aber die andere Variante, eine Art „weniger ist mehr“-Variante. Weniger Ziele, dafür diese intensiver genießen.
Zurück zu Reise: Nach meinem Aufenthalt in Peru ging es für mich in ein neues Land: Bolivien. Der erste Ort hieß Copacabana und liegt ebenfalls am Titikakasee, nur eben auf bolivianischer Seite. Der Ort trägt denselben Namen wie der berühmte Strand in Rio de Janeiro. Interessanterweise hat der weltbekannte Ort in Rio den Namen von der Stadt in Bolivien übernommen und nicht umgekehrt. Der Start in Bolivien war sehr schmackhaft: Widerrum auf Empfehlung, habe ich mir eine Forelle gegönnt. Diese leben im Titikaka-See und schmecken außerordentlich gut. Für 4 Euro bekommt man sehr gutes Gericht. Generell gilt: Empfehlungen anderer Reisenden sind fast immer gut, das sollte man nutzen. Am nächsten Tag ging es für mich mit einem Boot auf die „Sonneninseln“, die sehr schön war.
Nach einem kurzen aber tollen Aufenthalt in Cobacapana erwartete mich die höchstgelegene Großstadt der Welt, La Paz. Die Stadt liegt auf mehr als 3.500 Metern und das Zentrum liegt in einem Kessel. Mit dem Bus erhaschte man einen Wahnsinnsblick von oben in diesen Mittelpunkt der Stadt, der erste Eindruck war wirklich einprägenswert. Ich schloss mich am ersten Tag einer kostenlos geführten Stadttour an, die sehr spannend war. Dort lernte ich Imad aus Marokko kennen, mit dem ich am selben Tag abends in seinem Hostel (eins der größten der Stadt) im Tischtennis matchte. In meiner wohl besten Sportart konnte er mir natürlich nicht das Wasser reichen. 😉 Selbst einen Israeli, der in seiner bisherigen Zeit in dieser Unterkunft ungeschlagen war, bezwang ich. Wortwörtlich meinte er, dass er „noch nie einen besseren Gegner hatte“. Genug mit Eigenlob! 😀 Ich wollte in La Paz unbedingt auf die Death Road, einer der gefährlichsten Straßen der Welt. Mit dem Mountainbike kann man dieser über eine geführte Tour befahren, was wirklich zu empfehlen ist. Teilweise geht es 600 Meter den Abgrund hinunter und die Straße ist nur 7-8 Meter breit. Bevor diese Straße durch eine neue ersetzt wurde, starben ca. 200 – 300 Menschen pro Jahr. Kein Wunder: Zwei Autos haben nebeneinander kaum Platz und die Straße ist teilweise schlecht befestigt. Heutzutage fahren kam noch Autos über diese Straße, aber auch heute gibt es vereinzelt Todesfälle. Gefährdet sind vor allem Touristen, die während der Fahrt Selfies schießen…Naja, der Mensch! Die Tour war auf alle Fälle jeden Cent wert und die Gruppe war cool.
In La Paz sah ich mir von außen auch noch eines der gefährlichsten Gefängnisse der Welt. Das San Pedro Prison! Das Besondere: Die Macht im Gefängnis haben nicht wie üblich die Wärter, sondern die Gefangenen. Geführte Touren werden heute nicht mehr angeboten, da es zu unschönen Vorfällen kam. Im Gefängnis wird laut Erzählungen das beste Kokain der Welt hergestellt. Dieses wird haufenweise in die ganze Welt exportiert! Vor dem Gefängnis wacht übrigens die Polizei….aber ihr könnt es euch denken: Die Beamten sind reihenweise korrupt und unterstützen das auch für sie lohnenswerte Business! Ein ehemaliger amerikanischer Häftling („Crazy Dave“ erzählte täglich bei einer inoffiziellen Tour von seine Erlebnissen. Ich nahm teil und war beeindruckt: Zwar erzählte er in typischer amerikanischer Art („viel Plauderei“ und wer weiß ob alles stimmt :)), aber die Geschichten waren wirklich spannend. Zu dem Gefängnis wurde auch ein spannendes Buch geschrieben, das ich bei Gelegenheit lesen werde. In La Paz gibt es übrigens auch mehrere Seilbahnen, die durch die Stadt führen. Das Vorzeigeprojekt des aktuellen Präsidenten ist schon etwas verrückt. Es erinnerte mich an die Bergbahnen in der Heimat bzw. sehen die 1:1 so aus…Kein Wunder, das österreichische Unternehmen „Doppelmayr“ zeigt sich für den Bau verantwortlich. Fahren sollte man damit auf alle Fälle: Die Fahrten sind echt günstig und man bekommt tolle Ausblicke über die Stadt! Mir stellt sich die Frage, ob ein solches Projekt wirklich notwendig ist: Zwar entlasten die Seilbahnen den Stadtverkehr (der Wahnsinn, zu Fuß ist man schneller!), aber das Geld könnte sicher auch in wichtigere Bereiche, z. Bsp. Bildung, fließen.
In La Paz gab es übrigens bei einem großen Markt im Zentrum auch einen Art Würstelstand. Einen solchen habe ich in ganz Südamerika vermisst. Natürlich besuchte ich diesen täglich, teilweise zweimal, und genoss den Art „Bosna“. Ich durfte mich für kurze Zeit als Stammkunde bezeichnen.
Nun zum Abschluss meiner Reise und dem wohl größten Highlight: Die Uyuni-Salwüste. Mir wurde sehr oft davon erzählt und ich wollte diese unbedingt auch sehen. Sie ist mit mehr als 10.000 km2 die größte Salzpfanne der Erde. Die Salzkruste wurde vor über 10.000 Jahren durch das Austrocknen des Tauca-Sees gebildet.
Bei einer 3-tägigen Tour geht es quer durch die Wüstenlandschaft, die wirklich einzigartig ist. Klarer Sternenhimmel, teilweise unberührte Gegenden und natürlich gehört dazu, dass man die berühmten Trickshots (Fotos) schießt. Eine Auswahl seht ihr unten. Ein krönender Abschluss meiner kurzen alleinigen Entdeckungsreise, bei der ich ebenfalls meine Spanischkenntnisse verbessern konnte. Davon konnte sich Hanna nach meiner Rückkehr überzeugen. 🙂
PS: Weitere Fotos (Schwimmende Inseln etc.) kommen noch…